Verabschiedungen

2x mehr als 30 Jahre am Kapu checken aus

Thomas Heinrichs

„Das Neue dringt herein mit Macht, das Alte, / Das Würd´ge scheidet, andre Zeiten kommen, / Es lebt ein anders denkendes Geschlecht!“, Wilhelm Tell.

Es sei bitte nachgesehen, mit einem Schiller- und nicht mit einem Goethe-Zitat zu beginnen. Wenn mit Thomas Heinrichs schon der (inoffizielle) Lotse von Bord geht, dann verabschiedet sich doch schließlich eine ganz besondere Ära vom Kapu.

Nun muss man wissen, dass Thomas Heinrichs lieber ein Goethe- als ein Schiller-Gemälde bei sich zu Hause aufhängen würde. Ob es an Goethes Liebe zu Italien oder der griechischen Mythologie liegt, bleibt hier unbeantwortet. Aber auf jeden Fall trägt Herr Heinrichs Goethes Affinität zu dem südeuropäischen Mittelmeerraum in sich. Leider muss hier aber auch unbeantwortet bleiben, ob diese Liebe zu Italien und Griechenland der Sprache, der Kunst, der Landschaft oder einfach auch nur den kulinarischen Besonderheiten (in fester wie ganz besonders in flüssiger Form) der Länder geschuldet ist. Vielleicht sind es aber ganz einfach auch die Menschen, die er so mag.

Wie sonst wäre es zu erklären, dass Heinrichs` Studienfahrten nach Italien und Griechenland im Gedächtnis vieler Schüler:innen und Kolleg:innen fest verankert bleiben. Denn nicht nur seine unübertroffenen Studienfahrten führten ihn so häufig in den Süden, auch privat besuchte er beide Länder in fast allen Sommerferien. Ob zuerst die Familienurlaube waren oder die Studienfahrten kann ebenso nicht mehr mit Gewissheit verifiziert werden.

Mir bleiben von unseren Studienfahrten die ruhigen Momente und Gespräche mit Thomas in Erinnerung. Ich hatte das Glück, dreimal mit ihm auf dem Olymp zu übernachten. Und während alle anderen schon schliefen, haben Thomas und ich das eine oder andere Gespräch geführt: über die Menschen, das Land, die Kultur und über die Familie. Vielleicht kommen daher seine Spitznamen der Studienfahrten: „kali Papa“ oder „Zeus“. Auch wenn es auf den Fahrten nicht einen Tag gab, an dem wir zusammen nicht mindestens einmal Tränen gelacht haben, bleiben unsere Zigarren in den Bergen immer hängen.

Nun weiß Herr Heinrichs ganz gewiss um die Flüchtigkeit des Augenblicks und des Erlebens, die Erinnerungen daran aber bleiben lebhaft schön: „Werd ich zum Augenblicke sagen: Verweile doch! Du bist so schön! Dann magst du mich in Fesseln schlagen, dann will ich gern zugrunde gehen!“, Faust.

Noch ist nicht gesichert, ob sich Thomas für einen guten Ouzo in Tolo am Strand selbst in Fesseln schlagen ließe, aber auszuschließen ist es bei ihm auch nicht. Es bleibt aber festzuhalten, dass nicht nur Sinnesfreuden, Genuss und Studienfahrten in Heinrichs` Blut geschrieben sind, sondern ganz bestimmt auch seine ungemein starke und klare Bewusstheit über die Zustände des Seins  -  noch unter den Kapuzinern genauso wie unter Herrn Kohnen oder Herrn Schepp. Die Entwicklung seiner Schule beschrieb er stets pointiert entlang feiner Beobachtungen. Daraus leitete er dann viele Ideen für unsere Schule ab, die auch heute noch von Bestand sind. Da hilft ein geschultes Auge.

Bis zu seinem letzten Arbeitstag am Kapu war Thomas neugierig und stets offen, das vertraute Terrain zu verlassen und immer auch neugierig auf etwas Neues, Unbekanntes und vielleicht sogar Unbequemes. Diese Eigenschaft fanden sicher viele Schüler:innen reizvoll und viele Kolleg:innen ebenso, auch weil Neugier genau das ist, was unsere Schule und unsere Kolleg:innen seit jeher umtreibt. Herr Heinrichs wagte Neues. Es war eine Freude, zusammen mit Thomas und 1.000 weiteren Schüler:innen und Kolleg:innen nach Rom fahren zu dürfen. Mit der ganzen Schule in die Ewige Stadt  -  auch das wird ihm und mit ihm in Erinnerung bleiben.

So wurde es nie langweilig im Lebensraum Kapu, den er seit Jahrzehnten kreativ bespielte. Vielleicht ist es diese Gemeinsamkeit, die sich zwischen Herrn Heinrichs und Schiller noch ableiten lässt: ihre Neugierde und ihren Sturm und Drang, die Dinge im aufgeklärt humanistischen Sinn zu verändern. Dabei stehen die kreative Freiheit sowie die Verantwortung gegenüber den Menschen im Zentrum ihrer Arbeit. Man darf also sagen, Thomas Heinrichs tat unserer Schule und ihren Menschen darin sehr gut. Er hat seinen Eindruck hinterlassen, weil Herr Heinrichs das Kapu über Jahrzehnte geprägt hat  -  unterrichtlich, vor allem aber menschlich.

Bewahre dir auch in Zukunft deine Freiheit, deinen Sturm und Drang und deine Freude am Leben und am Denken. Vor allem aber: Bleibe gesund, alter Freund.

Alles Gute für den Ruhestand, Herr Heinrichs  -  Glück auf!

 

Birgit Rheims

Mit dem Schuljahr 2021/2022 verlässt uns eine weitere erfahrene Kollegin, die in den letzten Jahrzehnten das Kapu geprägt hat: 

Mit offenen Armen und weitem Herzen begrüßte Birgit Rheims ihre Schüler:innen. Gerade die Mädchen und Jungen unserer 5. Klassen durften sich so viele Male darüber freuen, dass Frau Rheims ihre Klassenlehrerin wurde.

Dabei verstand sie sich aber nie allein nur als Klassenlehrerin in der Unterrichtszeit, sondern nicht selten begrüßte sie schon in den Sommerferien ihre neue Klasse: Sie schrieb jedem Kind einen persönlichen Brief; dadurch machte sie nicht nur den Kleinen eine erste Vorfreude aufs Kapu, sondern auch die Eltern durften sich stets gewiss sein, dass ihre Kinder bei der neuen Klassenlehrerin in den besten Händen sein werden. Damit war Frau Rheims über Jahrzehnte hinweg ein Aushängeschild unserer Schule: Vorbild nach Innen und Außen!

Mit dem Schuljahr 2021/2022 verlässt uns (nun) eine weitere erfahrene Kollegin, die in den letzten Jahrzehnten das Kapu geprägt hat:

Liebe Birgit, du hast unsere Schüler:innen auf fachlicher Ebene in Evangelischer Religion und Mathematik auf ihrem Weg von der Jahrgangsstufe 5 bis zum Abitur seit 1987 gefordert und gefördert.

Als Klassenlehrerin in der Erprobungsstufe hast du insbesondere die ersten Schritte von Lernenden und ihren Eltern am Kapu intensiv begleitet und standest ihnen mit Rat und Tat zur Seite. Wichtig war dir dabei zum Beispiel, dass sich alle im Klassenraum wohl fühlen konnten und dass hier auch Möglichkeiten für ein respektvolles Miteinander geschaffen wurden, weshalb dieser Raum immer kreativ und mit viel Liebe zum Detail gestaltet wurde.

Ganz zentral war für dich schon vor vielen Jahren der Bereich „Beratung“, weshalb du nicht nur die unterschiedlichsten entsprechenden Zusatzqualifikationen erworben hast und zum Beispiel die ersten Generationen von Streitschlichter:innen am Kapu ausgebildet hast, sondern dich bis zuletzt im Beratungsteam unserer Schule engagiert und damit Lernende auch über deine Fächer hinaus unterstützt hast. Auch uns Kolleg:innen hast du dabei immer sehr hilfsbereit und kollegial, z.B. mit Material oder Ideen, bereichert!  

Vielen Dank, liebe Birgit, für dein Engagement hier am Kapu, verbunden mit den besten Wünschen für deinen nächsten Lebensabschnitt - ohne das Kapu, ohne das Kollegium und ohne deine Schüler:innen, dafür mit ganz viel Zeit für Reisen, Lesen, den Garten und den Teich mit Frosch.