„Die Bürgerinitiative gegen die geplante Flüchtlingsunterkunft in Biemenhorst hätte verhindert werden können“, sagt Stefan Prinz, Redaktionsleiter des Bocholter-Borkener Volksblattes (BBV) in die Podiumsrunde.
Adressat dieser Äußerung ist Bocholts Bürgermeister Thomas Kerkhoff, der ebenfalls auf der Aula-Bühne im Kapu zu Gast ist. „Das kann man so „ex post“ immer leicht behaupten“, kontert dieser auch prompt.
Schnell wird klar: Das Thema, zu dem der Sowi-Lk der Q2 am Freitagabend des 1. Septembers öffentlich eingeladen hatte, ist brisant. „Migration und Integration: Ich bin kein Rassist, aber…“ lautete die Überschrift.
Ebenfalls mit in der diskussionsfreudigen Runde saßen Juan Lopez Casanava, Vorsitzender des Integrationsrates der Stadt Bocholt, Prof. Emra Ilgün-Birhimeoglu von der Hochschule Dortmund mit dem Fachgebiet Soziale Arbeit in der Migrationsgesellschaft sowie der Leiter der Akademie Klausenhof in Dingden, Rüdiger Paus-Burkard. Durch den Abend führten als Moderatoren Franziska Hüpsel und Justus Paus, beide Schüler des Sowi-Leistungskurses.
Ihnen gelang es, durch gezielte und provozierende Nachfragen, klare Positionen zu der Thematik ans Licht zu bringen und fachlich fundiertes Wissen in der Rassismusdebatte zu vermitteln. Auf die Frage, was man unter Rassismus überhaupt genau verstehe und wo dieser beginne, erläuterte Emra Ilgün-Birhimeoglu: „Immer dann, wenn man mit „wir“ und „ihr“ Gruppen in ethnischer Hinsicht von einander abgrenzt und wenn ein Machtgefüge im Spiel ist, kann man von Rassismus sprechen.“ Dass dazu die Einschätzungen durchaus auseinander gehen, merkte man auch bei einem Publikumsvoting zu einer umstrittenen Äußerung eines Polizisten während eines Einsatzes: „Ihr seid hier in unserem Land, ihr habt Euch nach unseren Gesetzen zu verhalten. Das ist mein Land und du bist hier Gast.“ Rund zwei Drittel der ca. einhundert Anwesenden hielten das spontan für rassistisch.
Im zweiten Teil der Veranstaltung ging es um die geplante Flüchtlingsunterkunft in Biemenhorst, über die am 22. Oktober 2023 in einem Bürgerentscheid abgestimmt wird. Dazu gab es auch aus dem Publikum viele Nachfragen, so dass die Veranstaltung erst nach knapp zwei Stunden statt der geplanten 75 Minuten endete.
Für seine gelungene Vorbereitung und Durchführung der Podiumsdiskussion erhielt der Kurs im Anschluss viel Applaus und wertschätzende Anerkennung durch den Schulleiter Klaus Schepp.